Graue Haare: Ein Zeichen für Weisheit oder Stress?

Graue Haare: Ein Zeichen für Weisheit oder Stress?

06.01.2025

Wie entstehen graue Haare?

Um zu verstehen, warum wir grau werden, ist es hilfreich zu wissen, wie die Haare überhaupt zu ihrer Farbe kommen: In unseren Haarwurzeln befinden sich Farbzellen, die Pigmente an die Haarzellen abgeben. Diese Farbkörnchen lagern sich in den sichtbaren Teil unserer Haare, den Hornschichten des Haarschaftes, ein. Diese Farbzellen nennt man Melanozyten. Sie sind für die Produktion des Farbstoffes Melanin verantwortlich. Es gibt zwei Arten von Melanin-Farbkörnchen: das schwarz-braune Eumelanin und das rot-gelbe Phäomelanin. Das Mischungsverhältnis dieser beiden Stoffe sowie die Gesamtmenge an Pigmenten, die das einzelne Haar speichert, entscheiden darüber, welche Farbe unsere Haarpracht schmückt. 

Mit zunehmendem Alter produzieren die Melanozyten jedoch weniger Melanin. Und die Haare lagern weniger Farbstoff ein. Dies führt dazu, dass die Haare weniger Farbpigmente speichern, was wiederum zu grauem Haar führt. Doch interessanterweise ist die graue Farbe lediglich eine Illusion. Die graue Farbe entsteht, weil noch pigmentierte Haare neben bereits depigmentierten liegen. Und ein weiterer Effekt ist möglich: Die Haare können Sauerstoffbläschen speichern. Brechen die Bläschen das Licht, wird der Eindruck von weißen Haaren erzeugt. Tatsächlich sind die Haare aber farblos.

Wann bekommt man graue Haare?

Der Zeitpunkt, zu dem die Haare ergrauen, ist genetisch bestimmt. Wenn die Eltern frühzeitig graue Haare bekamen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch die Kinder früher ergrauen. In der Regel treten graue Haare zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf.

Zusätzlich zu den genetischen Faktoren können Umwelteinflüsse wie Luftverschmutzung, UV-Strahlung, Rauchen und eine unausgewogene Ernährung das Ergrauen der Haare begünstigen. Diese Einflüsse könnten zur Bildung von freien Sauerstoffradikalen (Reactive Oxygen Species, ROS) führen, die die Zellen schädigen können, die für die Haarfarbe verantwortlich sind.

Stress und graue Haare

Die Vermutung, dass Stress mit grauen Haaren verbunden ist, gibt es schon eine Weile. Lange fehlte jedoch ein wissenschaftlicher Nachweis. Inzwischen bestätigen einige Studien diese Zusammenhänge und erläutern die möglichen Mechanismen dahinter.

Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt eine Veröffentlichung des Vagelos College of Physicians and Surgeons der Columbia University im Jahr 2021. Obwohl die Studie nur 14 Probanden umfasste, sind ihre Ergebnisse überaus interessant. Die Forscher entwickelten dafür eine neuartige Methode, um das Ergrauen der Haare präzise zu messen.

Sie fertigten hochdetaillierte Bilder winziger menschlicher Haarscheiben an, um den Pigmentverlust zu quantifizieren. Jede dieser Scheiben war nur ein zwanzigstel Millimeter dick, was etwa einer Stunde Haarwachstum entspricht. Die Wissenschaftler verglichen die Farben der einzelnen Haarabschnitte mit den Stresstagebüchern der Teilnehmer. Das Ergebnis: In stressigen Zeiten wuchsen die Haare vermehrt grau nach.

Kann die natürliche Haarfarbe durch Erholung zurückkommen?

Stress kann also anscheinend durchaus die Haare ergrauen lassen. Doch kehrt die natürliche Haarfarbe durch Erholung und Entspannung zurück? Einem Teilnehmer der US-Studie wuchsen tatsächlich einige Haare in ihrer ursprünglichen Farbe nach, als er sich im Urlaub befand.

„Die Daten zeigen, dass das Altern des Menschen kein linearer, festgelegter biologischer Vorgang ist, sondern dass es zumindest teilweise aufgehalten oder sogar vorübergehend rückgängig gemacht werden kann“, erklärte Martin Picard, Verhaltensmediziner und Hauptautor der Studie, in einer Pressemitteilung der Universität.

Dennoch dämpfte der Experte übertriebene Hoffnungen: „Auf Grundlage unserer mathematischen Modellierung gehen wir davon aus, dass das Haar einen bestimmten Schwellenwert erreichen muss, bevor es grau wird“, so Picard. „In der Lebensmitte, wenn das Haar durch das biologische Alter und anderen Faktoren diesem Schwellenwert näherkommt, kann Stress dazu führen, dass es überschritten wird und grau wird.“

Es ist daher unwahrscheinlich, dass ein 70-Jähriger, der seit Jahren grau ist, durch Entspannung wieder dunkle Haare bekommt. Oder dass extremer Stress bei einem 10-Jährigen ausreicht, um sein Haar ergrauen zu lassen.

Was kann man gegen graue Haare tun?

Leider gibt es im Moment (noch) nicht vieles, was Sie gegen graue Haare unternehmen können. Die gute Nachricht ist jedoch: Die grauen Haare sind in der Regel kein medizinisches Problem, sondern ein ästhetisches. Die Haare lassen sich mit verschiedenen Produkten färben. Leider sind Haarfärbemittel jedoch nicht immer das Beste für Haut und Haare. Mitunter können Sie zu allergischen Reaktionen, Haarausfall oder Entzündungen führen. (Quelle: Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.)


Tipps für gesundes Haar


Unabhängig davon, ob Sie graue Haare haben oder nicht, können Sie dafür sorgen, dass Ihr Haar gesund, glänzend und kräftig aussieht. Wir haben Ihnen einige Tipps zusammengestellt:

1. Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung. Nüsse, Fisch und frisches Obst sind gut für Ihr Haar.

2. Wasser trinken: Hydratation ist das A und O für gesunde Haare. Trinken Sie ausreichend Wasser.

3. Haarpflege: Verwenden Sie milde Shampoos und Conditioner. Zu aggressive Produkte können das Haar schädigen. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe lohnt sich. Vermeiden Sie Pflegeprodukte, die Sulfate, Silikone und Parabene enthalten.

4. Regelmäßige Friseurbesuche: Ein Besuch beim Friseur kann helfen, Spliss zu vermeiden und das Haar frisch aussehen zu lassen.

5. Neben der richtigen Pflege ist genügend Schlaf wichtig für gesundes Haar. Denn das Schlafhormon Melatonin (nicht zu verwechseln mit Melanin, das den Haaren ihre Farbe verleiht), kann das Haarwachstum anzukurbeln.

Fazit

Graue Haare sind unvermeidlich, aber in der Regel kein Grund zur Sorge. Wenn Sie jedoch feststellen, dass Stress der Auslöser ist, könnten Ihnen Maßnahmen zum Stressabbau helfen.